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Trade-off’s in der Nachhaltigkeit 

Autorenbild: Fabian SchierscherFabian Schierscher

Das Wort «Nachhaltigkeit» ist allgegenwärtig. Während einige Menschen eine klare Vorstellung von nachhaltigem Verhalten haben, fühlen sich andere unsicher bei ihren nachhaltigen Entscheidungen. Der Klassiker: Ist es überhaupt nachhaltig, ein Elektroauto zu fahren?  

KMU-Praxisforum
Was ist nun nachhaltiger: eine längere Haltbarkeit oder das Weglassen der Plastikverpackung?

Zielkonflikte der Nachhaltigkeit

Hier kommt der Begriff «Trade-off» ins Spiel. Ein Trade-off beschreibt den Zielkonflikt, der zum Beispiel im Abwägen von Entscheidungen auftritt.  Man trifft eine vermeintlich gute Entscheidung, wohlwissend, dass damit ein anderer Aspekt negativ beeinflusst wird. Ein Zielkonflikt entsteht. 

 

Wir wissen, dass ein Elektroauto über seine gesamte statistische Lebensdauer hinweg, d.h. von der Herstellung bis zur Entsorgung, im Schnitt weniger CO2 verbraucht als ein Auto mit Verbrennermotor. Gleichzeitig werden Ressourcen in Ländern abgebaut, die es mit dem Umweltschutz nicht so genau nehmen. Wir wissen oft nicht, wie die Arbeitsbedingungen beim Abbau von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt oder Seltene Erden sind, ob Kinder- bzw. Zwangsarbeit oder Korruption in den Lieferketten stattfindet. 

 

Ein anderes Beispiel sind Plastikverpackungen. Plastikverpackungen können die Haltbarkeit von Lebensmitteln deutlich verlängern. Das ist gut, denn die Produktion von Lebensmitteln ist enorm CO2-intensiv. Die Verpackung ist aber aus Plastik, welches aus Erdöl hergestellt wird, schliesslich im Müll landet und verbrannt wird. Was ist nun «nachhaltiger»? 

 

Zielkonflikte entstehen oft in unterschiedlichen Disziplinen, was eine rationale Entscheidung beinahe unmöglich macht. Selbst wenn alle relevanten Parameter bekannt wären: Wie ist es möglich, sozialpolitische Aspekte wie Armut, Kinder- oder Zwangsarbeit gegen CO2-Emissionen oder Ressourcenabbau abzuwägen? 

 

Die Schwierigkeit ergibt sich aus der interdisziplinären Fragestellung. Jeder Fachexperte hat einen berechtigten Anspruch, eine Antwort darauf zu geben. Wir können uns vorstellen, dass die Antworten differenziert ausfallen, je nachdem, ob wir eine Ökonomin, einen Sozialwissenschaftler, eine Klimaforscherin, einen Physiker oder eine Biologin fragen (die Liste lässt sich beliebig erweitern). 

 

Wir lernen, dass es auf die Frage, wie eine nachhaltige Kaufentscheidung getroffen werden kann, keine einfache Antwort gibt. Bei vielen Produkten ist jedoch möglich, den Konflikt elegant zu umgehen, indem wir uns dafür entscheiden, gar kein neues Produkt zu kaufen. Denn die nachhaltigste Entscheidung ist oft die, die verfügbaren Produkte so lange wie möglich zu nutzen.




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